Claudia Ellert
Ich bin Fachärztin für Allgemein- und Gefäßchirurgie. Seit meiner eigenen COVID-19 Erkrankung im November 2020 setze ich mich für die Belange von Long- und Post-Covid Betroffenen ein.
Prävention ist für mich einer der entscheidenden Bausteine, auf der eine gute medizinische Versorgung beruhen muss. Unabdingbar dafür sind Aufklärung und Kommunikation auf Augenhöhe.
Zusammen mit der Betroffeneninitiative Long COVID Deutschland weise ich gegenüber politischen Entscheidungsträgern wie Kostenträgern im Bereich der sozialen Sicherungssysteme auf Bedarfe hin, erarbeite Versorgungskonzepte und bin in Forschungsprojekte involviert.
Die jahrelange Tätigkeit in der Gefäßmedizin erleichtert mir oft das Verständnis für Krankheitsmechanismen, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst werden. Meine Promotion in der Sportmedizin zur Leistungsdiagnostik bei Triathletinnen eröffnet mir die Möglichkeit, Folgeerscheinungen von COVID-19 samt ihrer meßbaren Leistungsparameter zu verstehen und zu nutzen.
Um mein Wissen weiterzugeben, habe ich „Long Covid – Wege zu neuer Stärke geschrieben„. Das Sachbuch ist im ZS-Verlag erschienen.
Die Pandemie und ihre Auswirkungen
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie dominieren den gesellschaftlichen Diskurs und stellen uns als Gesellschaft tagtäglich vor Herausforderungen. Einerseits stehen wir vor Fragen, die unser Zusammenleben innerhalb der Sozialgemeinschaft betreffen. Andererseits müssen wir persönlich, aber auch Organisationen, Arbeitgeber, Entscheidungsträger im Gesundheitswesen wie der Politik mit den gesundheitlichen Folgeerscheinungen von COVID-19 umgehen. Dabei sehen wir uns einer dynamischen Situation gegenüber, die Entscheidungen ein hohes Maß an Flexibilität abverlangt. Eine zunehmende Immunität in der Bevölkerung durch Impfung und stattgehabte Infektionen beeinflussen das Ausmaß und die Weise von Maßnahmen, die getroffen werden müssen.
Long Covid, Post Covid und ME/CFS
Der Kenntniszuwachs zu Themen wie Long- und Post Covid und ME/CFS als der schwersten Form des Post-Covid-Syndroms ist immens. Nichtsdestotrotz sind deren zugrundeliegenden Krankheitsmechanismen nicht endgültig geklärt und stehen uns keine heilenden Therapien zur Verfügung. Aus dieser Tatsache resultiert eine hohe Zahl an Menschen, die nach einer SARS-CoV-2 Infektion unter anhaltenden Verminderungen ihrer Leistungsfähigkeit leiden. Diese Menschen sind teilweise in einem hohen Maß in ihren Alltagsfähigkeiten und ihrer beruflichen Teilhabe eingeschränkt. Dabei gehen nicht nur unserem Arbeitsmarkt eine Vielzahl von junge Menschen verloren. Diese und ihre Familien geraten zudem in existentielle Notlagen.
Ausführliche Informationen zu den Krankheitsbilder finden Sie bei der Deutschen Gesellschaft für ME/CFS und Long COVID Deutschland wie auf der Seite des Chronic Fatigue Centre der Charitè.
Aufklärung
Mein Anliegen ist es, auf der Basis des aktuellen Wissensstandes aufzuklären und zu beraten. Dabei profitiere ich von meinen eigenen Erfahrungen mit Long Covid, die ich seit dem November 2020 anhaltend mache. Es fliessen Betroffenenberichte aus einem ambulanten regionalen Rehabilitationsangebot ein, welches seit dem Frühjahr 2021 besteht wie auch Erfahrungen aus meiner politischen Arbeit mit der Betroffeneninitiative Long COVID Deutschland.
Eigenverantwortung funktioniert nur dann, wenn wir Menschen zu dieser befähigen. Daher ist für mich Aufklärung auf Augenhöhe eines der entscheidenden Instrumente der Prävention. Dieses Potential möchte ich ausschöpfen, da das Wissen um Krankheitsmechanismen einerseits eine Vielzahl an chronischen Verläufen nach COVID-19 verhindern kann. Andererseits sind wir mit angepassten Konzepten in der Lage, Teilhabe für Betroffene zu ermöglichen und zu verbessern.
Beratung und Konzeptentwicklung
Um Long- und Post-Covid Erkrankten ein höchstmögliches Maß an beruflicher und sozialer Teilhabe zu ermöglichen, braucht es das Mitwirken verschiedenster Kräfte. Dazu gehören neben den in der medizinischen Betreuung tätigen Ärzte und Therapeuten eine Vielzahl von Akteuren. Arbeitgeber, Gesundheits- und Schulämter, Anbieter von Rehabilitationsleistungen, Kranken- und Rentenkassen, Sportvereine und -verbände wie auch Entscheidungsträger in Politik und Gesundheitswesen profititieren vom Wissen spezifischer Belange und Bedarfe der Krankheitsbilder. Bei der Entwicklung bedarsfgerechter Leistungen und Angebote möchte ich Sie beratend unterstützen mit dem Ziel, eine optimale Versorgung Betroffener zu gewährleisten.
Sport und COVID-19
Spitzensportler nehmen in unserer Wahrnehmung eine Vorbildfunktion ein. Sport und Bewegung sind die Basis für körperliche und mentale Gesundheit bis in ein hohes Alter. Sportverbände und -vereine zeigen oft ein großes Interesse an Gesundheitsthemen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene können Kompetenzen erwerben, die dazu führen, dass Sport als wichtiger Bestandteil der Gesunderhaltung verstanden und eingesetzt wird. Im Zusammenhang mit COVID-19 ergeben sich Besonderheiten, denen in Konzepten wie „Return to Sport nach COVID-19“ Rechnung getragen wird. Postinfektiöse Erkrankungen mit einer gestörten Toleranz gegenüber körperlicher oder geistiger Belastung (Belastungsintoleranz, PEM – post exertional malaise) bedürfen einer gesonderter Betrachtung und erfordern häufig einen weitestgehenden Verzicht körperlichen Trainings, ohne dass dabei auf Bewegung komplett verzichtet werden sollte.
In „Genesen, aber nicht gesund“, (erschienen bei Thieme, Sportphysio Juni 2022) finden Sie eine Veröffentlichung zur Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten nach COVID-19, an der ich beteiligt gewesen bin.
Meine Konzepterstellung „Return to Sport nach COVID-19“ zusammen mit dem Hessischen Fußballverband ist ein Beispiel dafür, wie die Rückkehr zum Breiten- und Leistungssport in der Praxis erfolgreich gelingen kann.